Am Anfang stand eine „Geschenkidee“. Anlässlich des 75. Geburtstages des ersten Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck, sollten die Werktätigen diesem Geschenke überreichen. Wismarer und Stralsunder Werftarbeiter wollen daher eine Yacht für ihren Präsidenten bauen und bitten in der Bevölkerung um Spenden. Mehr als eine Million Mark kommen dabei zusammen. Am 3. Januar 1951, dem Geburtstags des Präsidenten, wird der vom Konstrukteur Wilhelm Schröter (Warnow-Werft) erstellte Projektentwurf für eine Schonerbrigg übergeben.
Am 26. Mai 1951 läuft dann der erste Stahl-Schiffneubau der DDR vom Stapel. Die Schonerbrigg wird auf den Namen „Wilhelm Pieck“ getauft. Der Staatspräsident übergibt das Schiff offiziell der DDR-Jugend, auf dass „gut ausgebildete und qualifizierte Seeleute (…) durch ihr fachliches Können zeigen, daß in der DDR eine neue Jugend herangewachsen ist, (…) die durchdrungen ist vom Geiste des Friedens und der Völkerverständigung“. 1954 geht das Schiff an die „Gesellschaft für Sport und Technik“ über, einer vormilitärischen Jugendorganisation und wechselt von Rostock-Warnemünde in seinen neuen Heimathafen Greifswald-Wieck.
Die „Wilhelm Pieck“ ist als Segelschulschiff hauptsächlich auf der Ostsee unterwegs und steuert Häfen in Polen und der UdSSR an. Die längste Reise führt das Schiff 1957 über Nord-Ostsee-Kanal, Ärmelkanal und Biskaya bis ins Mittelmeer und weiter bis nach Odessa am Schwarzen Meer.
Nach der Wende droht dem Schiff das Schicksal vieler die Treuhandanstalt die „Wilhelm Pieck“ im Jahr 1990 verkaufen. Unter dem Motto „Das Schiff bliwt hier“ erreicht eine Initiative der Stadt Greifswald, dass die Treuhand das Schulschiff der Hansestadt für den symbolischen Kaufpreis von einer Mark übergibt. Das Schiff wird in „Greif“ umbenannt und gründlich modernisiert. Seither kreuzt es wieder regelmäßig über die Ostsee. Anders als zu DDR-Zeiten darf heute jeder mitsegeln – und auch Zielhäfen in Dänemark und Schweden stehen im Törnplan (klick hier).
Ende 2019 zeigt sich bei Überholungsarbeiten, daß die „Greif“ erhebliche Korrosionsschäden am Rumpf aufweist. Nach eingehender Untersuchung ist klar, daß umfassende Überholungsarbeiten notwendig sind, deren Finanzierung alles andere als einfach sein wird. An eine Segelsaison 2020 ist nicht mehr zu denken. Im Oktober 2020 beschließt die Bürgerschaft der Hansestadt Greifswald schließlich mit großer Mehrheit den Erhalt und die Sanierung der „Greif“ mit dem Ziel „Weiterbetrieb als bewegliches Denkmal von nationaler Bedeutung“. Die Projektierungsarbeiten für eine umfassende Sanierung des gesamten Schiffs (Rumpf, Maschine, Brücke, Kombüse, Kammern, …) sind inzwischen abgeschlossen.
(mit Material des NDR bzw. www.sssgreif.de)
Rufzeichen: | DQFH |
MMSI: | 211214490 |
IMO: | 8862571 |
Typ: | Schonerbrigg oder Brigantine |
Status: | Special Purpose Ship (kein „Traditionsschiff“) |
GT: | 173 |
Lüa: | 41 m |
Tiefgang: | 3,4 m |
Segelfläche: | 570 m2 |
Baujahr: | 1951 |
Reeder: | Hansestadt Greifswald |